Was ist neu?

  • Inhalte: Neue, zeitgemäße Schulungsinhalte

  • Leitliniengerecht: Mit DMP-Typ-1 und den aktuellen Typ-1-Leitlinien kompatibel

  • Selbstmanagement: „Empowerment" anstatt „Compliance"

  • Didaktik: Keine reine Wissensvermittlung, sondern Fokus auf die Vermittlung von Fertigkeiten, generalisierbare Problemlösefertigkeiten

  • Methodik: Interaktion, aktivierende Elemente, Erfahrungsaustausch, Wiederholungen,Transfer

  • Individualisierung: Definition individueller Schulungsziele, modulare Umsetzungsmöglichkeiten des Programms

  • Unterstützung für Probleme im Umgang mit Diabetes: Fokus auf Problemlösung, Umgang mit Schwierigkeiten

  • Lebensqualität: Gut leben mit Diabetes

  • Motivation: Unterstützung zum engagierten Umgang mit Diabetes

  • Integration von Angehörigen: Einbezug von Angehörigen, Formen der sozialen Unterstützung

 


Wesentliche Merkmale von PRIMAS

Leitliniengerecht

Für die Inhalte von PRIMAS waren die aktuellen nationalen (z. B. DDG, nationale Versorgungsleitlinie Typ-1-Diabetes) sowie internationalen Leitlinien (z. B. IDF, ADA, NICE) zum Typ-1-Diabetes wie auch die Leitlinien zur Patientenschulung maßgeblich. Die Inhalte von PRIMAS sind auch mit der Risikostruktur-Ausgleichsverordnung (RSAV), die die rechtliche Grundlage der Disease-Management-Programme (DMP) in Deutschland bildet, kompatibel.

 


Empowerment

Weltweit hat sich der Selbstmanagement- oder Empowerment-Ansatz als der theoretisch überzeugendste Ansatz durchgesetzt und sich in Studien als effektivste Schulungsform erwiesen. PRIMAS basiert auf diesem Ansatz. Dies bedeutet, dass der Patient aktiv in das Schulungsgeschehen einbezogen wird und damit in die Lage versetzt werden soll, auf der Basis informierter Entscheidungen selbstbestimmt mit seinem Diabetes umzugehen. 

Klassische Elemente von Selbstmanagement/ Empowerment wie Zielbestimmung, Selbstbewertung, Selbstkontrolle, praktisches Ausprobieren im Sinne von Probehandlungen, Reflexion über die individuellen Erfahrungen und Erfahrungsaustausch finden sich in PRIMAS wieder und werden auf den entsprechenden Seiten des Curriculums beschrieben.

 


Erklärungsmodell

Bei der Erstellung der Folien wurde darauf geachtet, so wenig Fachwörter wie möglich zu verwenden bzw. diese immer mit einfachen Worten zu erklären. Auch komplizierte Sachverhalte werden mit Hilfe von einfachen Modellen und konkreten Beispielen einfach dargestellt. 

Zu diesem Zweck wurde beispielsweise ein plausibles Erklärungsmodell entwickelt, das auf anschauliche Art und Weise die Faktoren und Zusammenhänge beim Typ-1-Diabetes verdeutlicht. Dieses Modell wird in der ersten Kursstunde eingeführt und mit Erweiterungen für neue Schulungsinhalte (z. B. körperliche Bewegung, Unter- oder Überzuckerung) in den weiteren Kursstunden regelmäßig wiederholt. Achten Sie daher auch bei der Umsetzung der Inhalte darauf, möglichst die Sprache und die Begrifflichkeiten der Teilnehmer zu treffen und einfache Begriffe zu verwenden.

 


Das richtige Maß an Wissensvermittlung

Ausreichendes und richtiges Wissen über die Erkrankung und deren Behandlung ist eine unabdingbare Voraussetzung für einen erfolgreichen Umgang mit dem Typ-1-Diabetes. Jedoch soll ein Teilnehmer nur so viel Wissen vermittelt bekommen, wie es für die Umsetzung der Therapie und die Bewältigung des Diabetes notwendig ist. Besonders zu Beginn der Erkrankung würde andernfalls die Gefahr bestehen, dass sich ein Patient von den Anforderungen des Typ-1-Diabetes überfordert fühlt. Auch mit Blick auf den Umfang des Programmes wurde z. B. darauf verzichtet, sehr speziell die verschiedenen Folgeerkrankungen oder alle gesetzlichen Rahmenbedingungen im Zusammenhang mit Diabetes (z. B. Rente, Pflegeversicherung, Versicherungen) darzustellen. 

Es ist geplant, für spezielle Aspekte des Typ-1-Diabetes Zusatzmodule zu konzipieren, in denen dann gezielt bestimmte Aspekte des Typ-1-Diabetes vertieft werden sollen.

 


Individualisierung

In PRIMAS als einem Gruppenprogramm sollen sehr wohl die Bedürfnisse, Wünsche und Notwendigkeiten der einzelnen Teilnehmer ernst genommen und bei der Kursplanung und -durchführung berücksichtigt werden. 

Die 12 Kursstunden und das vorliegende Curriculum geben zwar eine Struktur vor, jedoch ist innerhalb dieser Struktur genug Platz, um die Inhalte des Kurses an die jeweiligen Teilnehmer anzupassen. Dazu sollen schon zu Beginn des Kurses strukturiert die Ziele der Teilnehmer erhoben werden, die Ihnen einerseits wichtige Informationen über die Bedürfnisse der Teilnehmer liefern, andererseits auch für die Planung des Kurses wesentlich sind. Auch bei der Durchführung der einzelnen Kursstunden sollten Sie Themenschwerpunkte setzen, die sich an den Wünschen und Bedürfnissen der Teilnehmer orientieren. 

 


Alltagsrelevanz

Immer wieder Bezüge zum Alltag der Teilnehmer herstellen, alltagsrelevante Themen besprechen und diskutieren, auf die Wünsche der Teilnehmer eingehen – all dies wird in PRIMAS großgeschrieben. Erarbeiten Sie immer gemeinsam mit den Teilnehmern die Inhalte und verwenden Sie anschließend die entsprechende Folie als Zusammenfassung oder Illustration des Besprochenen – PRIMAS ist nicht als ein simples „Folienkino“ mit Ablesen der Folieninhalte konzipiert. Die Folien sollen Sie lediglich unterstützen und Ihnen helfen die Kursstunde zu strukturieren und optisch aufzubereiten. Auch die in PRIMAS enthaltenen Fallbeispiele dienen lediglich der Unterstützung und Verdeutlichung. Wann immer es geht, sollten diese Beispiele durch konkrete Beispiele der Teilnehmer ersetzt werden. PRIMAS thematisiert den Umgang mit dem Diabetes: Um dies zu erreichen, müssen diejenigen zu Wort kommen, die damit „umgehen“ müssen – die Kursteilnehmer!

 


Problemlösefertigkeiten

Das Ziel von PRIMAS ist weniger die Vermittlung von Wissensinhalten zum Typ-1-Diabetes und zu dessen Behandlung, sondern die Entwicklung von generalisierbaren Problemlösefertigkeiten, die es dem Patienten in seinem Alltag ermöglichen, kompetent und flexibel mit den unterschiedlichen Therapieanforderungen umzugehen. 

In PRIMAS wird in einem ersten Schritt Wissen vermittelt bzw. gemeinsam erarbeitet. In einem zweiten Schritt soll dieses neu erworbene Wissen mit Hilfe von Fallbeispielen oder Übungen auf die persönliche Ebene des Patienten transformiert werden, so dass dieser das Wissen auf seine konkrete Situation übertragen kann. In einem weiteren Schritt sollen mit Hilfe unterschiedlicher Beispiele diese Fertigkeiten geübt werden, so dass diese Problemlösefertigkeiten auf unterschiedlichste Behandlungssituationen übertragen werden können (z. B. unterschiedliche Fallbeispiele bei körperlicher Bewegung, Insulinanpassung). Dies ist ganz im Sinne des Selbstmanagement- bzw. Empowerment-Ansatzes: Die Teilnehmer sollen zum selbstverantwortlichen und selbstbestimmten Handeln befähigt werden.

 


Wiederholungen

Zur Verfestigung der Schulungsinhalte und der neu erworbenen Fertigkeiten gibt es Wiederholungen, damit die Schulungsinhalte noch einmal zusammengefasst und eventuell aufgetretene Fragen besprochen werden können. Wichtige Schulungsinhalte werden zudem in den Übungsaufgaben zwischen den Kursstunden praktisch eingeübt und am Beginn der nächsten Kursstunde noch einmal besprochen. Besonders die 6. Kursstunde (Zwischenbilanz zur Hälfte des Kurses), die 10. Kursstunde (Angehörigenstunde) und die 12. Kursstunde dienen der Wiederholung von Kursinhalten.

 


Übungen

PRIMAS enthält eine Reihe von Arbeitsblättern, die während der Kursstunden oder zwischen den Kursstunden von den Teilnehmern bearbeitet werden sollen. Dies dient gleichermaßen der Wiederholung und Vertiefung wie auch dem Transfer der Schulungsinhalte in den persönlichen Alltag der Teilnehmer. Durch die Arbeitsblätter werden die Teilnehmer aufgefordert, wichtige Schulungsinhalte praktisch auszuprobieren (z. B. Basalinsulindosistest, Zeichnen des Insulinwirkprofi ls). Es ist wichtig, dass diese Arbeitsblätter anschließend gemeinsam in der Gruppe ausgewertet werden. An dem Grad der richtigen Umsetzung und Bearbeitung der Arbeitsblätter können Sie gut erkennen, welche Fertigkeiten und Fähigkeiten ein Teilnehmer im Umgang mit seiner Therapie tatsächlich aufweist. Auch für die Angehörigen/Freunde gibt es zwei Arbeitsblätter zum Thema „Unterzuckerung“.

 


Lebensqualität

Für Menschen mit Typ-1-Diabetes ist der Erhalt der Lebensqualität das wichtigste Ziel im Zusammenhang mit Diabetes. Leider zeigen Studien übereinstimmend, dass dieses Therapieziel häufig nicht erreicht wird. Im Vergleich zu Menschen ohne Diabetes weisen Menschen mit Diabetes eine reduzierte Lebensqualität auf; auch depressive Episoden oder klinische Depressionen kommen deutlich häufiger vor. 

Es sollte daher ein wichtiges Ziel von strukturierten Schulungs- und Behandlungsprogrammen sein, mit entsprechenden Schulungsinhalten dieses wichtige Thema anzusprechen und gemeinsam mit den Teilnehmern Strategien zu erarbeiten, die auf den Erhalt bzw. die Verbesserung der Lebensqualität abzielen. Der Besprechung alltagsrelevanter Themen wie Essen, Sport, Urlaub, Beruf oder Autofahren, die einen engen Zusammenhang mit Lebensqualität aufweisen, kommt bei PRIMAS eine große Bedeutung zu. Hierbei werden die bisherigen Erfahrungen der Teilnehmer besprochen, und mit Hilfe von praktischen Tipps, Strategien und Diskussionen wird gemeinsam erarbeitet, wie die Therapie des Diabetes an diese Situationen angepasst werden kann. Somit sollen diabetesbezogene Belastungen im Alltag reduziert und die Lebensqualität gestärkt werden. Speziell in der 9. Kursstunde wird das Thema „Lebensqualität trotz und mit Diabetes“ vertieft. Mit Hilfe der Übung „Mein Diabetes und ICH“ soll auch über den aktuellen bzw. gewünschten Stellenwert des Diabetes gesprochen werden, und es sollen Strategien zur Verbesserung der Lebensqualität erarbeitet werden. 
Eine weitere wichtige Facette guter Lebensqualität ist die Aufrechterhaltung sozialer Kontakte bzw. das Führen einer guten Beziehung. In der 10. Kursstunde, in der die Angehörigen bzw. Freunde anwesend sind, wird daher auch über „Diabetes und Partnerschaft“ diskutiert und wie Angehörige/Freunde die Betroffenen unterstützen können, aber auch andersherum: wie die Betroffenen die Angehörigen/Freunde „unterstützen“ können.

 


Motivation

Ein Leitgedanke von PRIMAS ist: Auf die Einstellung kommt es an – nicht nur auf die Blutzuckereinstellung, sondern auch auf die persönliche Einstellung! Über die gesamten 12 Kursstunden hinweg wird versucht, die persönliche Einstellung immer wieder auf den Prüfstand zu stellen. Dies geschieht durch Diskussionen sowie mit Hilfe von Beispielen der PRIMAS-Protagonisten. Die Teilnehmer sollen die Gewissheit bekommen, dass sich die regelmäßige Therapie des Diabetes lohnt, da man nur so den Diabetes selbst steuern kann, und dass man nicht das Gefühl bekommt, von ihm gesteuert zu werden. Die persönliche Einstellung zur Therapie beeinflusst auch die Fähigkeit, sich immer wieder zu motivieren, wenn es einmal nicht so gut mit dem Diabetes läuft. Die 9. Kursstunde beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit den Themen „Auf die Einstellung kommt es an“ und „Motivation“. Die Teilnehmer sollen lernen, wie die Einstellung zu bestimmten Situationen Gedanken, Gefühle und Handlungen beeinflussen kann. Darüber hinaus enthält diese Kursstunde hilfreiche Tipps, wie man sich immer wieder neu zur erfolgreichen Umsetzung der Therapie motivieren kann.

 


Erfahrungsaustausch

In Untersuchungen hat sich gezeigt, dass „Lernen am Modell“ eine sehr effektive Lernmethode darstellt. Daher soll der PRIMAS-Kurs nicht dem früher praktizierten Frontalunterricht mit der Schulungskraft als starker Autorität ähneln. Vielmehr soll in PRIMAS Raum geboten werden, dass sich Betroffene austauschen, miteinander diskutieren, sich Tipps geben und gegenseitig unterstützen. Dies geschieht unter Anleitung einer Schulungskraft, die das Ganze moderiert, fachlich zurate gezogen werden kann und dem Schulungskurs Struktur verleiht.